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Märchen interkulturell

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      • Mot-clésFR Éditeur 322 articles 18 dossiers,  
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      Texte

      Interkultureller Ansatz und interkulturelles Lernen

      Interkulturalität und interkulturelles Lernen gehören seit Jahren zu den gängigen Schlagwörtern. Gleichwohl ist wenig darüber bekannt, wie im Fremdsprachenunterricht auf interkulturelle Begegnungen vorbereitet wird.

      Der Interkulturelle Ansatz hat sich ab der zweiten Hälfte der 80er Jahre entwickelt. Er fußt auf dem pragmatisch-funktionalen Konzept, der audio-visuellen und der kommunikativen Methode. Didaktik und Methodik legen mehr Wert auf die Zielgruppen und ihre kulturelle wie auch sprachliche Herkunft. Der Interkulturelle Ansatz soll im Sprachunterricht integriert werden. Er setzt den Einsatz von Medien wie z.B. Bildern, Videos, Kunst, Musik etc. voraus (vgl. Ehlers, 1992, Roche, 2001, Storch, 1999). Interkulturelles Lernen entsteht in einem interaktiven Lernprozess zwischen Personen aus verschiedenen Kulturen und beruht auf einer Wechselwirkungen zwischen ihnen. Da am Fremdsprachenunterricht meistens keine Vertreter aus dem Zielsprachenland teilnehmen, zielt diese Art des Lernens auf Besonderheiten des Alltagslebens, der Gewohnheiten und Denkweisen der Menschen in der fremden Gesellschaft und zugleich auf die Kulturbedingtheit des eigenen sprachlichen Handelns ab. Interkulturelles Lernen basiert auf dem Vergleich eigener und fremder Kultur (Ausgangskultur und Zielkultur), es findet eine systematische Verbindung der eigenen und der fremden Perspektive mit dem Sprachlernen statt, die die Gleichwertigkeit beider Kulturen betont und ein gegenseitiges Geben und Nehmen voraussetzt. 

      Literarische Texte als interkultureller Dialog

      Die Arbeit mit literarischen Texten bedeutet eine Bereicherung des unterrichtlichen Geschehens, sie bringt Neugier, Spannung und Abwechslung in die Stunde, die Schüler sind aktiv und lernen mit Freude (vgl. Burwitz-Melzer, 2006, Ehlers, 2004).

      Durch neue Methoden sind viele Möglichkeiten vorhanden, die Schüler zu motivieren und ihre Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Literarische Texte bringen die Leser nicht nur zum Sprechen, sondern auch dazu, sich den kulturspezifischen Blickwinkel, unter dem der Text zum Inhalt einer Leseerfahrung wird, bewußt zu machen. Die Schüler fühlen sich innerlich angesprochen und ernst genommen - ihre Bereitschaft zur Diskussion steigt, durch ihre aktive Teilnahme entwickeln sie sich vor allem ethisch und ästhetisch. Sie spielen mit Sprache - formulieren Texte um, ergänzen Auszüge, schreiben Geschichten weiter, betrachten Handlungen aus einer anderen Perspektive, treten in die Geschehnisse ein (Lenčová, 2006).

      Hervorgehend aus der Tradition der Rezeptionsdidaktik und eines kommunikativen handlungsorientierten, durch den kulturbezogenen Ansatz erweiterten Konzepts treffen sich im interkulturellen ästhetischen Dialog des Schülers mit dem literarischen Text vier Welten: die eigene Welt des Schriftstellers und seine Makrowelt, d. h. sein kultureller Hintergrund, vor dem er seine Erfahrungen formuliert und die Welt des Lesers (seine Erfahrungen, Wissenshorizont), die durch seine Makrowelt, die ihn umgibt, bedingt ist - historisch, sozial, politisch... (Lenčová, 2005). Dadurch kann die Literatur Ort der interkulturellen Begegnung und des interkulturellen Vergleichs sein. Im interkulturellen Gespräch wird die Kultur der Fremdsprache in Auseinandersetzung mit Normen und Traditionen der eigenen Kultur angeboten, mit anderen Worten: Der Literaturunterricht ist stets interkulturell. Im Umgang mit literarischen Texten ist das interkulturelle Lernen als Unterrichtsprinzip anzusehen und einzusetzen (Lenčová, 2006).  

      Umsetzung des interkulturellen Lernens in die Praxis

      In den aktuellen Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache sind nur wenige Anregungen für die Verwirklichung eines interkulturellen Gesprächs angeboten, oft mangelt es an guten Texten und motivierenden Bildern. An dieser Stelle möchten wir zeigen, dass man nicht nur lehrwerkgestützte traditionelle Überlieferungen verfolgen muss, sondern auch neue Verfahren einsetzten kann und dadurch einen natürlichen kulturellen Austauschprozess auszurufen kann.

      Im folgenden stellen wir eine Stoffeinheit vor, die mit den Schülern im Alter von 12 - 13 Jahren an den Grundschulen in der Slowakei mehrfach ausprobiert wurde. Die Arbeitsblätter werden unkommentiert vorgestellt, lediglich zur Einführung sei folgendes erklärt: Die Schüler sind Anfänger, die seit zwei Jahren Deutsch lernten.

      Unsere Didaktisierung zeigt den Weg eines interkulturell orientierten Verfahrens im Umgang mit dem Märchen ”Der Wolf und die sieben Geißlein", das in vielen Kulturen Europas bekannt ist. Es wurde  vielfach in den Märchenbüchern veröffentlicht, verfilmt, adaptiert und variiert (Gedichte, Antimärchen etc.). 

      Didaktisierung:  

      - Erstelle ein Assoziogramm zum Wort Märchen

      - Wie findest du Märchen und warum?

      - Welche Märchenhelden kennst du und wodurch unterscheiden sie sich voneinander? Welche Eigenschaften haben sie?

      - Zwei Märchenanfänge sind durcheinander. Lies die Texte richtig vor. Wie heißt das Märchen auf deutsch und auf slowakisch?

      Eines Tages wollte sie in den Wald gehen und Futter holen, da rief sie die Geißlein herbei und sprach: ”Liebe Kinder, wenn ich fort gehe, so hütet euch vor dem bösen Wolf. Wenn er hereinkommt, frißt er euch alle." Die Geißlein antworteten: ”Liebe Mutter, wir wollen uns schon in Acht nehmen." 

      Keď išla koza na pašu, prikázala kozliatkam: ”Deti moje, nepusťte že nikoho do domca, iba keď vám ja zaspievam. Lebo by vás vlk zmárnil."

      Es war einmal eine Ziege, die hatte sieben junge Geißlein, und hatte sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder lieb hat. 

      A vlk to počúval pod oblokom. Len čo koza odišla, začal pod oblokom spievať: ”Kozliatka, kozliatka, pusťte ma dnu; nesiem vám, nesiem vo vemene mliečka, v ústach vodičky, na rožkoch senca." Ale kozliatka sa ohlásili: ”Veru ťa my nepustíme, lebo naša mať tenšie spieva! A nepustili ho. 

      Bola jedna hôrka a v hôrke pekná lúčka. Na lúčke domček a v domčeku bývala koza s malými kozliatkami.

      Kaum war die Ziege fort, klopfte jemand an die Tür und rief: "Macht auf, eure Mutter ist da." Die Geißlein merkten aber an der rauhen Stimme, daß es der Wolf war, und machten nicht auf. 

      - Ordne 11 kleine Texte in die richtige Reihenfolge

      Da lief der Wolf zum Kaufmann und kaufte ein großes Stück Kreide. Die aß er und seine Stimme wurde ganz fein. Wieder lief er zum Haus der Geißlein. Aber er hatte seine schwarze Pfote auf das Fenster gelegt. Das sahen die Kinder und riefen: ”Wir machen nicht auf, unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß!" Da lief der Wolf zum Bäcker und ließ sich die Pfote mit Teig bestreichen. Dann lief er zum Müller und sprach: ”Streu mir Mehl auf die Pfote!" 

      Es war einmal eine Ziege, die hatte sieben junge Geißlein, und hatte sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder lieb hat. Eines Tages wollte sie in den Wald gehen und Futter holen, da rief sie die Geißlein herbei und sprach: ”Liebe Kinder, wenn ich fort gehe, so hütet euch vor dem bösen Wolf. Wenn er hereinkommt, frißt er euch alle." Die Geißlein antworteten: ”Liebe Mutter, wir wollen uns schon in Acht nehmen." 

      Jetzt machten die Kinder die Tür auf: wer aber hereinkam, das war der Wolf. Die Geißlein erschraken und wollten sich verstecken: Eins sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das siebente in den Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und schluckte eins nach dem andern. Nur das jüngste im Uhrkasten fand er nicht. 

      Dann schleppten die Geißlein in aller Eile Steine herbei, die steckten sie dem Wolf in den Bauch und die Ziege nähte alles wieder zu. Nun kam der Bösewicht zum dritten Mal, klopfte an und sprach: ”Macht auf, liebe Kinder, eure Mutter ist da und hat euch etwas Gutes mitgebracht." Die Geißlein riefen: ”Zeig uns zuerst deinen Fuß." Da legte er die Pfote auf das Fenster und sie sahen, daß sie weiß war. 

      Nicht lange danach kam die alte Ziege aus dem Walde wieder heim. Ach, was mußte sie da erblicken! Die Haustür stand offen, Tisch, Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben. Decken und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder, aber nirgends waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander bei ihrem Namen, aber niemand antwortete. Das Geißlein mußte nach Hause laufen und Schere, Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt die Ziege dem Wolf den Wanst auf, und wie sie so schnitt, sprangen alle sechs Geißlein hintereinander heraus und waren gesund und ohne Schaden, denn der Wolf hatte sie in seiner Gier ganz hinuntergeschluckt. 

      Endlich rief eine feine Stimme: ”Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten." Da holte die Ziege das Kleine heraus, und es erzählte ihr, daß der Wolf alle anderen gefressen hätte. Nun weinte die Ziegenmutter um ihre Kinder. 

      In ihrem Jammer ging sie hinaus, und da fand sie den Wolf, wie er auf der Wiese lag und schnarchte. Und dann sah sie, wie sich in seinem Bauch etwas regte und zappelte. Sollten meine Kinder vielleicht noch am Leben sein? dachte sie. 

      Als der Wolf wach geworden war, hatte er großen Durst und ging zum Brunnen, Wasser zu trinken. Aber die schweren Steine zogen ihn hinein, und er mußte jämmerlich ertrinken. Als die sieben Geißlein das sahen, kamen sie herbeigelaufen und tanzten mit ihrer Mutter vor lauter Freude, denn jetzt konnte ihnen der Wolf nichts Böses mehr tun. Kaum war die Ziege fort, klopfte jemand an die Tür und rief: ”Macht auf, eure Mutter ist da." Die Geißlein merkten aber an der rauhen Stimme, daß es der Wolf war, und machten nicht auf.

      - Welches Bild passt zu welchem Text und warum?

      - Stellt den ausgewählten Märchenausschnitt mit den verteilten Rollen szenisch dar.  

      - Arbeitet Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen der deutschen, slowakischen und eventuell einer anderen Version des Märchens heraus. Die Tabelle kann dir dabei helfen. 

      Interkulturalität im Unterricht bedeutet, dass sich der Lehrer von einer traditionellen Ausrichtung des Unterricht verabschieden kann und dem Schüler eine wichtige Rolle aufräumt, d.h. nicht nur dem Zielland (in unserem Falle: Deutschland). Der Schüler ist in die Lage versetzt, an einem interkulturellen Gespräch teilzunehmen und zwar als Repräsentant seiner Herkunftskultur. Dadurch ist er ein gleichberechtigter Partner im interkulturellen Dialog. In diesem Sinne geht es uns darum, den Lernern etwas Bekanntes - also ein Volksmärchen, das als ein Teil ihres Kulturgutes und somit ihrer kulturellen Identität betrachtet werden kann - im Medium der fremden (deutschen) Sprache vorzustellen und gemeinsam zu erarbeiten.

      Märchen als eine Art literarischer Texte können bei dem Erlernen einer fremden Sprache einen großen Beitrag leisten. ”Als Märchentext und Kulturgut bilden Märchen vielfältige Ansätze für den fremdsprachlichen Deutschunterricht." (Ehlers, 2004, S. 64). Ihre Aufgabe im Rahmen des modernen Fremdsprachenunterrichts besteht nicht nur in der Förderung der kommunikativen Kompetenz und des freien Sprechens, sondern auch in der Entwicklung von Lese- und Verstehensfähigkeit. Sie vermitteln Einblicke in fremde Kulturen und helfen den Schülern, ihre eigene Kultur besser zu verstehen. Trotzdem kann man feststellen, dass der Einsatz von Märchen im Deutschunterricht eine relativ kurze Tradition hat (10 - 15 Jahre) im Vergleich zum muttersprachlichen slowakischen Unterricht. Im Sinne einer interkulturellen Erziehung sollte man auch Märchen aus anderen Ländern und Kulturen zum Unterrichtsgegenstand machen.

      Literatur

      BURWITZ-MELZER, Eva: Interkulturelles und sprachliches Lernen mit fremdsprachlichen literarischen Texten. In: Fremdsprachen Lehren und Lernen. Tübingen: Gunter Narr Verlag 35. Jhrg./2006, ISBN 13: 978-3-8233-5956-2

      EHLERS, Swantje: Literarische Texte lesen lernen. München: Ernst Klett Verlag, 1992 ISBN 3-12-675550-X

      EHLERS, Swantje: Märchen und Fremdsprachenlernen. In: ÖDaF-Mitteilungen. Heft 1/2004, S. 64-76

      GERMUŠKOVÁ, Marta: Literárny text v didaktickej komunikácii. Prešov: PF, 1995. ISBN 80-88697-16-6

      HOMOLOVÁ, Eva: Autentický materiál ako prostriedok rozvoja jazykových a komunikatívnych kompetencií. Banská Bystrica: FHV UMB 2004

      HUNFELD, Hans: Lehrbuchtext und Literatur im Anfangsunterricht DaF. In: HUNFELD, Hans: Literatur als Sprachlehre. Berlin: Langenscheidt, 1990

      LENČOVÁ, Ivica: Andere Länder in unseren Köpfen. In: LIFE, Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen (Grundwerk). München: BMW AG, 1997

      LENČOVÁ, Ivica: Grünes Licht für Phantasie. In: Fremdsprache Deutsch, 27/2002, S. 13 - 17

      LENČOVÁ, Ivica: Literárny text v cudzojazyčnej edukácii. Banská Bystrica: FHV UMB 2005, ISBN 80-8083-134-3

      LENČOVÁ, Ivica: Imagination und Emotion - Förderung des kreativen Potentials und der Emotionalität des Schülers durch Bild, Text und Musik. In: Zeitschrift für Gestaltpädagogik, 17. Jhrg./Heft 1, 2006. ISBN 3-89797-707-9

      OáSULLIVAN, Emer - RÖsler, Dietmar: Kinder- und Jugendliteratur im Deutschunterricht. In: Fremdsprache Deutsch, 2002, 27, s. 5 - 12

      ROCHE, Jörg: Interkulturelle Sprachdidaktik. Tübingen : Gunter Narr Verlag 2001, ISBN 3-8233-4984-8

      STORCH, Günther: Deutsch als Fremdsprache - Eine Didaktik. München: Wilhelm Fink Verlag 1999, ISBN 3-8252-8184-1

      Lencová Ivica
      Chovancova Katarina masculin
      Sperkova Paulina masculin
      Wormser Gérard masculin
      Märchen interkulturell
      Lencová Ivica
      Département des littératures de langue française
      2104-3272
      Sens public 2009-10-22
      Enseigner l'Europe / Teaching Europe

      The article deals with the role of literary texts in intercultural foreign language didactics. It focuses on methods of how fairy tales and their regional varieties can be taught in German as a foreign language.

      Der Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle des literarischen Textes in der interkulturellen Fremdsprachendidaktik. Dabei wird auf die Einsatzmöglichkeiten des Märchens mit seinen regionalen Varianten in Deutsch als Fremdsprache eingegangen.

      Arts et lettres
      literary text, intercultural, didactics, tales